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Umgang mit Informationen

Evolution und Geschichte

In der Evolution der Menschen, spielte das Bedürfnis nach Information eine, im wahrsten Sinne des Wortes, zentrale Rolle.

Informationen, wahrgenommen durch unsere Sinnesorgane, formen das Wesen Mensch und sein Hirn. Wiederholen sich Informationen, entsteht dabei ein Erkennungsmuster. Passen Informationen in ein solches Muster, ergeben sie möglicherweise einen Sinn.
Das Nicht-Sinvolle bedeutete in den Anfängen der Menschheit "Gefahr". Die psycho-physischen Reaktionsoptionen waren und sind noch heute, Flucht - Kampf und Still-Halte Reflex. Unterstützt werden diese für aussergewöhnliche Situationen konzipierte Reaktionen durch eine Mehrausschüttung von Cordisol und Adrenalin.

Die Entwicklung des Denkhirns (Neo-Cordex) basiert wohl auch darauf, dass Informationen aus gemachten Erfahrungen im Hirn überprüft werden und sich dort erinnerungsfähig speichern. Damit werden uns Ereignisse bewusst und wir lernen aus den gemachten Erfahrungen. Ein auf Erfahrungen basierendes lernen ist entsprechend authentisch und tief.

Durch die Entwicklung der Sprache wurden diese Erfahrungen aber auch erzählfähig. Die wohl oft mit beträchtlicher schauspielerischen Leistung vorgetragenen Erfahrungsgeschichten halfen den Menschen das ihnen aus mangelnder persönlicher Erfahrung Unbekannte präventiv einzuordnen. Durch diese Erzählungen konnte der Mensch von anderen lernen, aber eben nicht durch das eigene Erfahren, sondern durch das Zuhören sowie das kognitive Einordnen und damit einer anderen Form von Lernen.

Mit zunehmendem Bewegungsradius der Menschen verbreiteten sich nicht nur die Geschichten sondern auch die gemachten Erfahrungen.

Aber noch war das Wissen aus diesen Erfahrungen, gemessen am Heute, überschaubar und dadurch lernbar.

Das Sprichwort "Wissen ist Macht!" stammt von Francis Bacon und kommt aus dem 16. Jh. Es repräsentiert eine wichtige zeitgeistliche Haltung der damaligen aristokratischen klerikalen Elite.

Wer Wissen hatte war mächtig, es war nicht so einfach verfügbar wie heute. Die Macht der Kirche und Aristokratie gründeten auf dieser Tatsache.

Genauso lässt sich wohl behaupten, dass der Fall des alten klerikalen Selbstverständnisses (Römisch Katholische Kirche) durch Luther und seine ideologischen Zeitgenossen sowie der bekannten aristokratischen Dynastien (französische Revolution) auch mit dem zunehmend verfügbaren Wissen zu tun hat.

Die Erfindung des Buchdrucks im 15. Jh. durch Johannes Gutenberg trug ihres dazu bei und führte definitiv in eine neues, aufgeklärteres Zeitalter. Wissen wurde kopierfähig und konnte leicht verbreitet werden.

Aber noch immer war das angesammelte Wissen für einzelne Gelehrte überschaubar und vieles von dieser zunehmenden Fülle für den Einzelnen lern- und vernetzbar.

Zudem beschränkte sich im 18. und 19. Jh. das Informationsbedarf des durchschnittlichen Zeitgenossen, mit Ausnahme einiger weniger neugieriger Wissenschaftler sowie privilegierter Adliger, auf die von ihnen belebte Region.

1879 erfand Thomas Alva Edison die Glühbirne!

Dieser Erfindung lagen wohl einige der wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse zugrunde, die in der Folge allesamt die Entwicklung der Gesellschaft in einem bisher nicht bekannten Ausmass beeinflusste.

Mit der Glühbirne und der einhergehenden Nutzung der Elektrizität wurde die Grundlage für einen unvergleichlich dynamischen und sich exponentielle offenbarenden technischen Entwicklungsprozess gelegt.
In den vergangenen 130 Jahren hat vor allem die westliche Welt eine in der Geschichte bis dato noch nie da gewesene, technische Entwicklung hingelegt, zusätzlich beschleunigt durch 2 Weltkriege.

Diese Entwicklung war und ist jedoch nur möglich, durch eine schnellere und effizientere Informationsvermittlung. Jeder dieser Entwicklungsschritte ist jedoch wiederum die Basis für eine nächste Entwicklungsphase.
So haben wir die beiden sich treibenden und bedingenden Kräfte Informationsbedarf und Informationsangebot.

Die technische Entwicklung erfolgte anfänglich auf einer analogen Technologie, die die Hardware im Entwicklungsvordergrund hatte. In den letzten 30 Jahren erzwangen jedoch die Kreativität der Software-Entwickler die Digitalisierung der Medien.

Die Software-Angebote wurde zum Mass für die IT-Entwicklung und beschleunigten das ganze Informationssystem erneut.

Jeder neue Chip ermöglichte in Bezug auf Takt und Volumen massive Fortschritte im Angebotsbereich. Der Bedarf verhielt sich anfänglich wie ein trockener Schwamm und saugte sich bis zur Sättigung voll. Diese Sättigung wurde zum Ursprung neuer Probleme. Der Schwamm kann nicht mehr aufnehmen und sich auch nicht mehr entleeren!

Eigentlich ist der Sinn erfüllt oder vielmehr der Zweck. Nur wer soll eine solch gewaltige Industrie in ihrem blinden Streben stoppen? Wer hebt den Finger oder die Hand?
Was diese hoch getaktete Informationsflut mit dem Individuum und dadurch dem lebendigen System anrichtet, ist beängstigend.

Und - die gesamte Informations- und Wissenslandschaft ist von einzelnen nicht mehr überschaubar und einzuschätzen. Der einzelne kann nur noch Bruchteile des Angebotenen lernen.

Wie wir Menschen im Verlauf der Evolution bewiesen haben, sind wir äusserst anpassungsfähig. Wir halten jedoch weder biologisch noch psychologisch mit der durch unsere Gier getriebenen technischen Entwicklung mit.

Die Entwicklung unserer Kompetenzen und wunderbaren Anlagen wie,

  • der kognitiven Fähigkeit zur Steuerung durch unsere Intelligenz in der Beurteilung von Inhalten, Themen, Problemstellungen, Lösungsansätzen, ...,
  • die Fähigkeit der Selbstkontrolle durch Selektion und Triage von für mich Überflüssigem und Sinnvollem,
  • der tiefen emotionalen Fähigkeit ein befriedigendes Genug meiner Neugier und das entspannende Gefühl des positiv erfüllt seins zu empfinden,

hecheln in ihrer Entwicklung den unreifen gesellschaftlichen Zwängen hinterher.
Nur langsam entsteht das Wahrnehmen und Erkennen des gierigen Irrsinns. Wie so oft müssen wir Menschen schmerzhaft die Grenzen unserer Fähigkeiten spüren, um uns selber Einhalt zu gebieten.

Es ist klar und offensichtlich, wir sind auf allen Ebenen des Mensch-Seins defizitär und überfordert unterwegs. Wir leben mit einem permanent überhöhten Stresspegel, sind latent am ausbrennen und werden andauernd von Selbstzweifeln und einem ungesund tiefen Selbstwert geplagt. Für das eigentliche Sinnvolle und wohl zentralste im Leben, dem bewussten Gestalten von Beziehungen bleibt wenig bis keine Zeit!
Da der Umgang mit Wissen und Information deshalb von so grosser Bedeutung ist, sollten wir versuchen neue Formen im Umgang damit zu finden, eine neue Art von Wissensmanagement suchen.